_die_winterreisenden

 

P r o d u k t i o n

DiE WiNTERREiSENDEN (Fremd, selbst eigen.)
W. Müller ­ A. Rotermund ­ S. Roessler

Genre: Lyrical / Musiktheater

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Man muss kein Historiker sein, um die verlorene Liebesbeziehung nach dem bekannten Liederzyklus "Die Winterreise" (Text: Wilhelm Müller) als gesellschaftliches und politisches Tableau zu verstehen.

Situation: Ein umherreisender Mann muss das Haus seiner Geliebten verlassen. Sie ist "ein besseres Mädchen" und er nicht gut genug für sie. So steht sie im Hause ihrer Eltern und findet sich um ihn beraubt und verlassen vor. Was zurückbleibt, ist nicht nur ihr etablierter Stand, sondern auch der Unmut über ihre Unfreiheit. Als er geht, ist es Nacht. Ans Tor schreibt er ihr im Vorübergehen "An Dich hab ich gedacht!" und macht sich auf seinen Weg.
Die beiden Unglücklichen wandern auf verschiedenen lyrischen Pfaden. Beide befinden sich in der Fremde: Innen und außen. Eigenwillig streunen sie mit ihren Gedanken und Gefühlen durch den Schmerz ihrer verlorenen Liebe. Manche Seele lacht weinend, die andere tut´s andersherum.

Fokus: Die Trauer, die hier erlebt wird, ist eine tiefe und unmittelbare. Sie berührt die individuelle Existenz. Auf Basis der romantischen Müllertexte hat das Ensemble "Die Winterreisenden" ein neues Gesamtwerk geschaffen. Fokus der Inszenierung ist die Zeitlosigkeit des Mechanismus von überhöhtem, individuellem Leid in Bezug zum gesellschaftlichen Kontext. Auswirkungen von romantischen Träumen, die sich gerne in die nüchterne Realität einschleichen und dort ein emotionales Durcheinander anrichten. Fremdheit sich selbst gegenüber, sich in der Masse verloren fühlend und suchend nach einem Platz, auf den man passt.

Bearbeitung: Die Kompositionen von Simon Roessler (live gespielt von der Jazzgruppe ORDALIA) begleitet den Wanderer. Die Zusammenarbeit der vierköpfigen Gruppe mit dem Sänger Torsten M. Krogh hat einen neuen stilübergreifenden Zyklus hervorgebracht. Kontrastmusik, die die Nähe zu den Metaphern der Texte sucht.
Parallel entwickelte die Hamburger Autorin Angela Rotermund das weibliche Pendant. (Knapp zweihundert Jahre litt der Wanderer allein.) Der historische Kontext sowie Ironie und Aktualität der Romantik sind Präambeln für die Frauenfigur. Wie waren und sind die gesellschaftlichen Verhältnisse? Welche Hoffnungen hatte die zurückliegende Revolution geweckt? Welche Wünsche waren nach dem Fin de ciecle offen geblieben? Was konnten Frauen mit der angeblich gewonnen Freiheit ­ auch der künstlerischen ­ für sich bestellen? Ihre Welt ist das Wort und das Spiel. Die Musik verkörpert die männliche Welt. Als Sehnsucht und als endliches Modell.

 

Sekundäres:

Mit Müllers Gedichten lassen sich bis heute " (psychische) Erfahrungen machen, die vielleicht noch nicht so sehr die Erfahrungen des Dichters waren, von uns aber längst ein- und noch nicht ganz überholt worden sind: Tastende Bewegungen im Ungewissen, auf der dunklen Seite der Informationsgesellschaft." Norbert Hummelt

"Romantik als Lebensgefühl und spezifisches Welterleben, als Philosophie radikaler Ich-Entgrenzung und poetisch verbürgter All-Einheit hat periodisch Konjunktur; " Irmela von der Lühe

 

Darsteller / Mitwirkende

Sie . . . . . . . . . Angela Rotermund
Er . . . . . . . . . Torsten M. Krogh
Piano . . . . . . . . . Simon Roessler
Violine . . . . . . . . . Mark Matthes
Upright-Bass . . . . . . . . . Christian Sönnichsen
Drums, Perc. . . . . . . . . . Peer Soehring

Buch . . . . . . . . . Angela Rotermund
Komposition . . . . . . . . . Simon Roessler
Regie . . . . . . . . . Torsten M. Krogh, Angela Rotermund
Künstl. Ass. . . . . . . . . . Liudmyla Vasylieva
Szenische Bearbeitung . . . . . . . . . Alfred Sieling

 

Uraufführung

23. November 2004

Ort: Hamburger Sprechwerk,
Klaus-Groth-Strasse 23, 20535 Hamburg, 20:00 Uhr

Weitere Termine:

24. November, 09. und 16. Dezember 2004
im Hamburger Sprechwerk

Preise: eur 14.- / 2 Personen für eur 24.- / ermässigt eur 10.-

Kartenvorbestellung: karten@hamburgersprechwerk.de

 

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